Die Quantenphysikerin Francesca Ferlaino erhält einen ERC Advanced Grant, die höchste europäische Förderung für etablierter Wissenschaftler*innen in der Grundlagenforschung. Sie bekommt für ihre Forschung rund 2,5 Millionen Euro Förderung. Für Francesca Ferlaino ist es bereits der dritte ERC-Grant nach einem Starting Grant (2010) und einem Consolidator Grant (2016).
Mit ERC-Advanced-Grants zeichnet der Europäische Forschungsrat (ERC) etablierte Spitzenwissenschaftlerinnen und Spitzenwissenschaftler für ihre herausragende wissenschaftliche Forschung aus. Sie erhalten dafür bis zu 2,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren als Förderung für ihre Grundlagenforschung. Heute gab der ERC in Brüssel bekannt, dass Francesca Ferlaino diese hochkarätige Auszeichnung erhält.
Mit Hilfe von ultrakalten Gasen können Quantenphänomene im Labor gezielt herbeigeführt und erforscht werden. Francesca Ferlaino hat Pionierarbeit auf diesem Gebiet geleistet, indem sie eine neue Klasse von Atomen, die Metalle der seltenen Erden, zur Untersuchung von Vielkörper-Quantenphänomenen nutzt, die in keinem anderen Systemen in dieser Weise erforscht werden können. Die Metalle der seltenen Erden sind die am stärksten magnetischen Elemente im Periodensystem. Jedes von ihnen verhält sich wie ein atomarer Magnet, und “eine Million dieser winzigen Magnete können dipolare Gase mit einzigartigen Eigenschaften erzeugen”, sagt die Physikerin. Zusammen mit ihrem Team hat sie 2012 die erste Bose-Einstein-Kondensation von Erbium nachgewiesen und später sogar Erbium-Dysprosium-Gemische erzeugt. Erst kürzlich gelang ihrer Gruppe der Nachweis von Quantenphänomenen, die lange auf eine Beobachtung im Labor gewartet haben, wie ein spezielles Minimum in der Anregungsenergie, ein sogenanntes Roton, und, parallel zu zwei anderen Gruppen, die Beobachtung einer neuartigen Phase der Materie, der Suprasolidität. "Unser Ziel ist es nun, mit den Kondensaten der Seltenen Erden noch weiter zu gehen und auch ihre innere Struktur und ihre Freiheitsgrade zu nutzen”, sagt Francesca Ferlaino.
In ihrem ERC-Projekt will die Forscherin die Grenzen der Wechselwirkungskontrolle mit Hilfe maßgeschneiderter optischer Potenziale und Rydberg-Anregungen sowie der Verwendung von Quantengasmikroskopietechniken erweitern. “Wir werden die Multi-Valenzelektronen-Natur der magnetischen Lanthanoide nutzen, um die nächste Generation von Quantensimulatoren zu bauen, die erweiterte Fähigkeiten versprechen, die sonst nicht zugänglich sind”, sagt die Preisträgerin.
Francesca Ferlaino (geboren in Neapel, Italien) ist Professorin am Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck und wissenschaftliche Direktorin am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Sie wurde bereits vielfach ausgezeichnet und erhält nun den dritten ERC-Grant, nach einem Starting Grant (2010) und einem Consolidator Grant (2016).