[2007-11-09] Am Donnerstag und Freitag besuchte Physik-Nobelpreisträger Theodor W. Hänsch Tirol, um in einem öffentlichen Vortrag an der Universität Innsbruck und in einem Treffen mit Tiroler Schülerinnen und Schülern Begeisterung für die Physik zu wecken. In einer gemeinsamen Initiative wollen die IV Tirol und das IQOQI den offenen Zugang zu Technik und Naturwissenschaften im Land fördern.
Die Aula der Universität Innsbruck platzte am Donnerstagabend aus allen Nähten. Ein interessiertes Publikum folgte den faszinierenden Ausführungen von Nobelpreisträger Theodor W. Hänsch, der einen Einblick in seine wegweisenden Forschungen mit Laserlicht gab. Prof. Hänsch ist der Erfinder des Frequenzkamm-Synthesizers, mit dem es erstmals möglich ist, die Zahl der Lichtschwingungen pro Sekunde mit einfachen Mitteln zu zählen oder zwei verschiedene Laserfrequenzen auf bis zu 19 Dezimalstellen zu vergleichen. Ein solcher Synthesizer erschließt nicht nur neue Genauigkeitsgrenzen für die optische Spektroskopie, er liefert auch das Uhrwerk für künftige, extrem genaue, optische Atomuhren. Damit lässt sich zum Beispiel die Relativitätstheorie auf neue Weise kritisch überprüfen oder die Frage klären, ob Naturkonstanten wirklich konstant sind. Die technischen Anwendungen reichen von der Satellitennavigation bis zur modernen Telekommunikation. Theodor Hänsch ist Professor an der Ludwig Maximilians-Universität in München und wissenschaftlicher Direktor am Max Planck-Institut für Quantenoptik in Garching. Gemeinsam mit John L. Hall und Roy J. Glauber wurde er 2005 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.
Begeisterung bei den Jungen wecken
Nobelpreisträger aus naturwissenschaftlichen Fächern mit der breiten Öffentlichkeit zusammenzubringen und jungen Menschen die Gelegenheit zu geben, herausragende Forscherinnen und Forscher persönlich kennenzulernen, ist das Ziel der Initiative, die die Industriellenvereinigung Tirol gemeinsam mit dem Institut für Experimentalphysik und dem Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) sowie dem Landesschulrat für Tirol bereits vor zwei Jahren gestartet hat. Damals machte der Nobelpreisträger Prof. Klaus von Klitzing den Anfang und begeisterte Hunderte von Zuhörern mit seinen Ausführungen. Nicht weniger begeistert waren die Zuhörerinnen und Zuhörer diesmal von den Erzählungen von Prof. Hänsch. „Mit dieser Reihe wollen wir der im Land vorhandenen Technik-Skepsis entgegenwirken“, erklärte Dr. Oswald Mayr, Präsident der Industriellenvereinigung Tirol. Technisch gut ausgebildete Menschen seien unabdingbar für Unternehmen und den Wirtschaftsstandort. „Wir wollen die Physik lebendig und lebensnah darstellen und die Begeisterung für die Naturwissenschaften besonders bei den jungen Menschen heben“, sagte Prof. Rainer Blatt, geschäftsführender Direktor des IQOQI.
Junges Industrieforum
Im Rahmen des „Jungen Industrieforums – für ein zukunftsorientiertes Miteinander von Wissenschaft und Wirtschaft“ an der UMIT in Hall hat Theodor Hänsch am Freitag vor über 500 Schülerinnen und Schülern aus allen Teilen Tirols über seine Forschungen und das Verhältnis von Wirtschaft und Wissenschaft diskutieren. „Der Forscher sei getrieben von Neugier. Diese gelte es schon bei jungen Menschen zu wecken und zu fördern“, so Hänsch. „Unternehmen müssen im internationalen Wettbewerb bestehen. Dies gelingt nur mit den besten und innovativsten Köpfen. Sowohl die Wirtschaft, die Unternehmen, wie auch die Wissenschaft, benötigen ‚Menschen, die bewegen’“, sagte DI Rainer Carqueville, Geschäftsführer von Pirol Metallverpackungen, zu den Schülern beim erstmals abgehaltenen „Jungen Industrieforum“.