[2009-09-04] Andrew Daley wurde heute mit dem Ludwig-Boltzmann-Preis der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft (ÖPG) ausgezeichnet. Der Theoretiker erhielt den Preis für ein neues Konzept zum Bau eines Quantencomputers mit Erdalkalimetallen in optischen Gittern. Die Verleihung fand bei der ersten gemeinsamen Tagung der österreichischen und schweizerischen Fachgesellschaften für Physik statt.
Kalte Atome in optischen Gittern sind das Steckenpferd von Andrew Daley. Der Theoretiker beschäftigt sich mit der Frage, wie solche Systeme für den Bau von Quantencomputern und Quantensimulatoren verwendet werden können. „Es gibt weltweit etwa 20 Labors, in denen mit ultrakalten Atomen in optischen Gittern experimentiert wird", sagt Daley. „Als Theoretiker versuche ich, interessante Wege für neue Experimente aufzuzeigen." Im letzten Jahr hat der Nachwuchsforscher gemeinsam mit seinem Doktorvater Prof. Peter Zoller und Kollegen aus den USA ein völlig neues Konzept für den Bau eines zukünftigen Quantencomputers entwickelt: Während bisher bei Quantencomputerexperimenten Alkaliatome zum Einsatz kamen, schlägt Daley nun die Verwendung von Erdalkalimetallen vor. Elemente wie Kalzium (Ca) und Strontium (Sr) besitzen statt einem, zwei Elektronen in der äußersten Schale. Sie werden heute bereits für die Konstruktion extrem genauer Atomuhren eingesetzt. Damit lassen sich Präzisionsuhren mit einer Ungenauigkeit von einer Sekunde in Tausend Millionen Jahren bauen. Diese ausgereifte Technologie hat Daley nun für den Einsatz in der Quanteninformationsverarbeitung fruchtbar gemacht. „Wir kombinieren in unserem Vorschlag die besonderen Eigenschaften der Erdalkalimetalle mit der extrem genauen Kontrolle, wie sie für Atomuhren entwickelt wurde", erklärt Andrew Daley. „Unser Entwurf erlaubt ein einfacheres Manipulieren der einzelnen Atome und eine robustere Speicherung der Informationen als in bisherigen Experimenten." Für die Entwicklung dieses Konzepts wurde der Physiker heute in Innsbruck mit dem Ludwig-Boltzmann-Preis der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft (ÖPG) ausgezeichnet. Dies ist die höchste österreichische Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftler auf dem Gebiet der Physik. „Unsere Berechnungen basieren auf Parametern von Strontium, das in einem Labor in Boulder, Colorado, bereits erfolgreich eingesetzt wird. Dies lässt erwarten, dass unsere Idee bereits in Kürze im Experiment umgesetzt werden kann", zeigt sich Daley zuversichtlich.
Von Neuseeland nach Innsbruck
Andrew Daley ist gebürtiger Neuseeländer. Er studierte an der Universität Auckland Physik und Mathematik und stieß 2002 als Doktorand zur Arbeitsgruppe von Prof. Peter Zoller am Institut für Theoretische Physik der Universität Innsbruck. Seit 2005 ist Daley Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Theoretische Physik. In seiner Freizeit widmet er sich vor allem der Musik. Als Trompeter spielt er sowohl in der Uni Big Band Innsbruck als auch in der Musikkappelle Allerheiligen. Während seiner Studienzeit in Neuseeland war er Mitglied der international erfolgreichen Rodger Fox Big Band. Andrew Daley ist aber auch begeisterter Sportler und hat schon mehrfach am Innsbrucker Stadtlauf teilgenommen.
Preise für besondere Leistungen
Die Österreichische Physikalische Gesellschaft (ÖPG) hat sich der Förderung und der Verbreitung der physikalischen Wissenschaft in Forschung, Entwicklung und Unterricht verschrieben. Sie will die österreichischen Physikerinnen und Physiker aus allen Bereichen einander näher bringen und vertritt deren Gesamtheit nach außen. Die ÖPG vergibt jedes Jahr eine ganze Reihe von weiteren Preisen für hervorragende Dissertationen und besondere Leistungen in Unterricht und Lehre. Im Rahmen der erstmals gemeinsam durchgeführten Jahrestagung in Innsbruck haben auch die Schweizerische Physikalische Gesellschaft (SPG) und die Österreichische Gesellschaft für Astronomie und Astrophysik (ÖGAA) Auszeichnungen verliehen. In den vergangenen vier Tagen trafen sich in Innsbruck über 600 Physikerinnen und Physiker aus allen Fachbereichen um aktuelle Forschungsfragen zu diskutieren und den wissenschaftlichen Austausch weiter zu vertiefen.