2fc02e925955d516a04e54a633f05608_verstraete.jpg
Bild: Frank Verstraete

[2009-11-10] In der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wurde heute der diesjährige Ignaz L. Lieben-Preis an den Theoretiker Frank Verstraete verliehen. Es ist dies der ältestes Preis, den die Österreichischen Akademie der Wissenschaften vergibt.

Frank Verstraete gilt als einer der innovativsten, produktivsten Theoretiker im neuen, interdisziplinären Feld der Quanteninformation und Quantenverschränkung. Quantenverschränkung bezeichnet jenes Phänomen innerhalb der Quantenmechanik, nach dem die Quantenzustände zweier verknüpfter Teilchen auch in großem Abstand voneinander identisch sein können, so als stünden sie permanent in Verbindung. Einstein galt diese Erscheinung als "spukhafte Fernwirkung", heute bildet sie die Grundlage der bekanntesten auf Quantenmechanik basierenden Entwicklungsziele wie dem Quantencomputer, der Quantenkryptografie und nicht zuletzt der Teleportation. Frank Verstraetes Leistung liegt unter anderem darin, als einer der ersten den Begriff der Quantenverschränkung zur Beschreibung von stark korrelierten Vielteilchen-Systemen genutzt zu haben.
Frank Verstraete, geboren 1972 in Izegem (Belgien), studierte in Gent und Löwen und ist nach Forschungsaufenthalten am Max-Planck-Institut für Quantenoptik und dem California Institute of Technology seit Oktober 2006 Professor für Theorie der Quantenoptik und Quanteninformation an der Universität Wien und assoziertes Mitglied des Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI).

Ignaz L. Lieben-Preis: Ältester Preis der ÖAW

Der älteste Preis der ÖAW, 1863 gestiftet und nach dem verstorbenen Gründer des Bankhauses Lieben benannt, musste 1938 wegen Verfolgung der Stifterfamilie eingestellt werden. Renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie die Physikerinnen Marietta Blau und Lise Meitner sowie die beiden Nobelpreisträger Viktor Hess und Otto Loewi waren Träger des Ignaz L. Lieben-Preises. Die großzügige finanzielle Unterstützung von Isabel und Dr. Alfred Bader, selbst ein von den Nationalsozialisten aus Österreich Vertriebener, hat es ermöglicht, den Ignaz L. Lieben-Preis zu reaktivieren und im Jahr 2004 wieder neu auszuschreiben.
Der Preis in Höhe von 36.000 US-$ wird an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Österreich für herausragende Arbeiten auf den Gebieten der Molekularbiologie, Chemie und Physik verliehen.